Die Angst beim Reiten überwinden – so findest du in deine Balance

Mehr Reiter, als es zugeben würden, haben hin und wieder oder sogar oft Angst beim Reiten. Über diese Thematik wird unter den Reitern allerdings nicht gerne gesprochen. Doch wäre es nicht hilfreicher, sich über Dinge, die beim Reiten blockieren, zu unterhalten und aufzuklären, als zu schweigen und sich durchzukämpfen? Es gibt nämlich zahlreiche Möglichkeiten, wie du zum Beispiel durch Mentaltraining die Angst im Sattel verringern kannst.

Angst und Unsicherheit übertragen sich auf dein Pferd. Dies kann dazu führen, dass euer Training sich verschlechtert und das Problem fortschreitet. Das heißt, Unsicherheiten und Reaktionen, die daraus resultieren, können so weit führen, dass ein Training überhaupt nicht mehr möglich ist. Besonders bei jungen Pferden fehlt die Sicherheit des Reiters und kann zu nicht mehr behebbaren Schäden führen. Deshalb ist es wichtig, die Angst anzugehen, sie zu bearbeiten und darüber hinauszuwachsen. Wie das funktionieren kann, zeigen wir dir in unserem Artikel. Nur Mut!

Neueste Erkenntnisse aus dem Neuroriding – das ist wichtig!

Im ersten Schritt ist es wichtig, deine Angst nicht zu ignorieren oder sie herunterzuspielen. Die Anerkennung deines Problems ist viel entscheidender. Hast du dir die Angst erst einmal eingestanden, kannst du sie genauer betrachten. Warum hast du Angst? Ist die Angst aus einem berechtigten Anlass heraus entstanden? Oder gibt es eine einfache Methode, um die inneren Glaubenssätze der Angst zu revidieren und zu ersetzen?

Der führende Wissenschaftler Joseph leDoux sagte einst: “Angst ist der Preis, den wir für die Fähigkeit unseres Gehirns bezahlen, uns die Zukunft vorzustellen.” Dieser Satz ist bereits äußerst aussagekräftig. Wenn du nun also mit Angst auf deinem Pferd sitzt, malst du dir vermutlich bereits aus, dass etwas nicht funktionieren könnte und es im schlimmsten Fall zu Schmerzen oder Scham führt.

Dein Gehirn bereitet sozusagen schon, bevor überhaupt etwas geschehen ist, das Schlimmste vor. Doch es gibt nicht nur eine schlechte Seite der Angst. Manchmal ist es tatsächlich berechtigt, wenn du beispielsweise auf einem Pferd sitzt, dem du reiterlich nicht gewachsen bist und es in der Vergangenheit schmerzhafte Vorfälle gab. Hier warnt dich dein System und sagt dir: “Halt, stopp!“ „Gefahr!“ Dies gilt es zu unterscheiden und zu berücksichtigen.

In vielen Fällen ist es aber einfach ein Konstrukt des Gehirns, aus früheren Tagen. Dein Gehirn verknüpft einen längst vergangenen Sachverhalt mit einer gegenwärtigen Situation. Beides hat allerdings nichts miteinander zu tun. Dieser sollte überwunden werden, damit du zukünftig wieder frei und konzentriert mit deinem Pferd arbeiten kannst. 

Angst beim Reiten überwinden – das kannst du tun!

Die Angstproblematik gibt es nicht nur unter Reitern. Allgemein ist Angst, die meist wenig wirklich nahrhaften Boden hat, weit verbreitet. Das übermotivierte Schutzsystem, das dich immer wieder in unangenehme Situationen bringt, muss besänftigt werden. Zuvor will die Angst aber anerkannt werden und das kannst du durch folgende Schritte tun:

1. Finde heraus, wo deine Ängste liegen. Es gibt unzählbar viele mögliche Arten der Angst. Diese zu benennen, ist ein wichtiger Schritt. Beispiele hierfür könnten sein:

2. Der Entscheidung beim Kauf eines Sattels sollte immer zusammen mit einem Fachmann erfolgen. Die meisten Hersteller von Sätteln bieten zur Beratung und Anprobe am Pferd auch einen Sattlermeister oder Sattelfachmann an.

Ein schlecht sitzender Sattel ist wie zu große oder zu kleine Schuhe. Er ist nicht nur für Pferd und Reiter unbequem, sondern verursacht auch im Bereich der Sattelkammer am Widerrist und Pferderücken Druckstellen, verbunden mit Schmerzen für das Pferd.

Ein gut sitzender Sattel hingegen stellt die direkte Verbindung zwischen Pferd und Reiter her und leitet die Hilfen neben Zügel, Schenkel und Stimme optimal an das Pferd weiter.

Mentalübungen die dir bei Angst helfen können:

Die Atmung

Es gibt unterschiedliche Atemübungen, die dir in Angstsituationen eine große Hilfe sein können. 

Gegenüberstellung

Stelle dir sachlich gegenüber, welche Vor- und Nachteile deine Angst mit sich bringt. Am besten schreibst du dir auf ein Blatt Papier händisch das Pro und Kontra auf. Zum Beispiel: “Ich kann mich mit meinem Pferd wieder frei bewegen.” Oder als Kontra: “Ich muss mir neue Ziele im Leben suchen und kann mich nicht mehr nur meiner Angst widmen.” Aus diesem Beispiel sollte ganz klar hervorgehen, warum es sinnvoller ist, die Angst an den Nagel zu hängen. Aus deinem Kontra kannst du sogar einen neuen Glaubenssatz schaffen: “Ich kann mich mit Freude neuen Dingen in meinem Leben widmen, weil ich mich nicht mehr um die Angst kümmern muss.”

Bewusst Druck herausnehmen

Durch die verschiedenen Glaubenssätze, die uns zur Vorsicht warnen, entsteht viel Druck. Das Vergegenwärtigen, was wirklich zählt, kann bereits viel Druck herausnehmen. Du schuldest niemandem einen Sieg. Letztendlich musst du zufrieden und glücklich in deiner reiterlichen Situation sein. Dies spiegelt sich in deinem Training und der Pferd-Reiter Beziehung wider.

Transformation der Glaubenssätze

  1. Schreibe dir die drei schwierigsten Situationen auf, die du beim Reiten erlebt hast. Wann hattest du Angstgefühle?
  2. Analysiere, welche Gefühle und Emotionen du in diesen Situationen hattest und schreibe diese auf.
  3. Schreibe ebenfalls auf, welche Reaktion bzw. wie du dich in diesem Moment verhalten hast und wozu es geführt hat.
  4. Vergegenwärtige dir, dass es nur eine Bewertung von vielen ist. 
  5. Überlege dir zwei weitere positive Bewertungen dieser Situation. Wähle nun bewusst einen neuen, positiven Glaubenssatz.

Spüre und verstehe deine Angst

Wo spürst du deine Angst? Bekommst du weiche Knie oder kribbelt es im Magen? Vielleicht zeigt sich deine Angst auch in anderer Form. Sobald dein Gehirn deine körperlichen Anzeichen wahrnimmt, kann es passieren, dass sich deine Angst verselbständigt und du noch mehr Angst bekommst. Ganz nach dem Motto: „Oh ja, die Knie zittern, es muss schlimm sein/werden. Notfall!“ Wenn du dir dies aber bewusst machst und weißt, dass nicht gleich etwas Schlimmes dahinter stecken muss, sondern dein Notfallsystem angegangen ist, kannst du objektiver damit umgehen.

Stress- /Angst-Rahmen-Technik:

Halte deinen Kopf oder lass dir dabei helfen, deine Stirn und deinen Kopf zu halten. Atme entspannt weiter und schließe deine Augen. Jetzt stellst du dir vor deinem geistigen Auge vor, welche Situation dich in Angst versetzt. Rahme das Bild deiner Angst geistig ein. Ist der Rahmen bunt und schön oder eher grau und trist? Gibt es einen schöneren und strahlenderen Rahmen den du um dein Bild legen kannst? Mache es zu deinem Bild mit wunderschönen Rahmen. Versetze das gerahmte Bild in ein neues positives Licht.

Verzicht auf zusätzliche “Angstmacher”

Vermeide gezielt Dinge, die dich in Angst, Schrecken oder Unwohlsein versetzen. Beispiele hierfür könnten innere Horrorfilme sein, die du dir bereits zuvor innerlich ausmalst. Kaffee oder andere Muntermacher wie Energy Drinks solltest du ebenfalls vermeiden. 

Hypnotherapie

Hypnotherapie ist eine sehr geläufige Methode, um Ängste in den Griff zu bekommen. Mit der Hypnotherapie kannst du ggf. Talente und verborgene Fähigkeiten ans Licht führen. Somit kannst du auch Ängste mindern und an Sicherheit gewinnen.

Loch- bzw. Rasterbrille

Die sogenannte Lochbrille kann den gesamten Fokus verändern. Die Brille animiert die Augen, sich den Weg zu suchen und lenkt die Konzentration auf das Wesentliche. Durch den „Lochblende-Effekt“ erreicht jedes Bild genauestens die Netzhautmitte. So verbessert sich automatisch das Bewegungsgefühl des Reiters.

Ablenkung

 Ablenkung hat durchaus eine berechtigte Wirkung auf Angst und darf gleichermaßen zur Anwendung gebracht werden. Taktapps, die dir ein Taktgeräusch vorgeben (die du über Kopfhörer beispielsweise während des Reitens anhören kannst), können das Angstzentrum in deinem Gehirn ablenken. Fragen und Denkaufgaben erzielen einen ähnlichen Effekt. Wichtig ist, dass du dein Umfeld bzw. deinen Reitlehrer einbeziehst, der dich in diesem Rahmen unterstützen kann.

Weitere Möglichkeiten, um Angst zu reduzieren, wären z.B. Yoga, Massagen, autogenes Training, Meditation oder ein gezieltes Coaching.

Zusammenfassung

Angst umfasst ein großes Spektrum und ist nicht nur absolut individuell, sondern mindestens genauso komplex. Deshalb sind Ängste beim Reiten nicht einfach abzuschalten. Es sollte genau analysiert werden, woher die Angst stammt, um sie anschließend mit Bedacht wieder aus dem Reiterleben auszuschleichen. Einen Schalter, den man umlegen kann, gibt es nur sehr selten, auch wenn sich das so mancher Reiter wünscht. Das Anerkennen der Angst ist bereits ein wichtiger Schritt. So gibst du der ganzen Thematik Raum zur Verbesserung. Wie genau sich speziell deine Angst mindern lässt, kannst nur du selbst herausfinden. In diesem Beitrag findest du Anstöße, die dir helfen können, deine Angst beim Reiten zu überwinden. Die richtige Atmung, das Verändern der Glaubenssätze, Gegenüberstellungen und Hilfsmittel wie eine Lochbrille oder die Taktapp können bereits wirkungsvoll sein. Dass du damit deine Angst beim Reiten loswirst, können wir dir nicht versprechen. Die Aussichten auf Besserung sind allerdings in jedem Fall gegeben. Viel Erfolg!

Quellen:

Buch: Mental-Training für Reiter – Antje Heimsoeth

Online: Angst beim Reiten? So gewinnst du das Vertrauen wieder zurück! (wehorse.com); Rasterbrille – Augen auf und durch(sehen) – Reitsport Blog mit Produkttests – Rider Deluxe (rider-deluxe.com); Die Atemtechnik für Stressabbau und Angst (zentrum-der-gesundheit.de); Angststörungen: Man muss lernen, die Angst anzunehmen: Neurologen und Psychiater im Netz (neurologen-und-psychiater-im-netz.org)

 

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