Der Fellwechsel im Frühjahr – was du unbedingt wissen solltest, Mythen und hilfreiche Tipps

Der Fellwechsel ist jedes Jahr aufs Neue eine große Belastung für dein Pferd. Das dicke Haarkleid, das über den Winter gewärmt hat, wird abgeworfen. Dein Vierbeiner muss sich nun an die immer wärmer werdenden Temperaturen gewöhnen.

Während des Fellwechsels im Winter und Frühjahr (und auch im Herbst) sind Pferde ununterbrochen damit beschäftigt, die Körpertemperatur an die schwankenden Außentemperaturen anzupassen. Besonders in dieser Zeit sind die Tag- und Nachttemperaturen noch sehr stark entgegengesetzt. Tagsüber darf sich dein Pferd bereits an milden Temperaturen erfreuen, währenddessen nachts noch oft Minusgrade herrschen. Das klingt gar nicht so leicht, oder? In diesem Artikel findest du zahlreiche Informationen darüber, was beim Wechsel der Haare geschieht und wie du dein Pferd unterstützen kannst.

Wann beginnt der Fellwechsel im Frühjahr und wie lange dauert er?

Der Fellwechsel beginnt schon sehr früh im Jahr. Zwischen Januar und März, wenn die Tage wieder länger werden, findet der wesentliche Teil statt. Aber warum so früh? 

Beim Fellwechsel kommt es nicht nur auf die Außentemperaturen an. Allerdings können die Temperaturen den Wechsel beschleunigen oder bei Kälte sogar das Aussetzen veranlassen. Es sind die Tageszeiten und das Tageslicht, das den Fellwechsel maßgeblich beeinflussen. 

Hauptverantwortlich ist hierfür die Zirbeldrüse. Sie ist das Steuerelement des Fellwechsels, des Schlaf-Wach-Rhythmus und der Fortpflanzung. Pferde nehmen durch die Zirbeldrüse wahr, dass die Tage wieder länger werden und der Frühling näher rückt. Das bedeutet für den Organismus, dass es Zeit ist, den Winterpelz abzuwerfen. Der Wandel vom Winterfell zum Sommerfell geschieht in zwei Phasen: Zuerst fällt das Oberhaar ab, nachfolgend von der Unterwolle. Das fertige Fell für den Sommer befindet sich bereits darunter. 

So kannst du den Fellwechsel deines Pferdes maßgeblich unterstützen

Die Haut ist das größte Organ deines Pferdes. Sie ist unterteilt in zwei Schichten: die Lederhaut und die Oberhaut. Sie ist nicht nur vordergründig am Fellwechsel beteiligt, sondern dient auch eigenständig zur Wärmeregulierung. Zudem ist die Reizweiterverarbeitung, die Immunabwehr und sogar die Kommunikation mit der Haut verbunden.

Es ist also von großer Bedeutung auch die Haut deines Pferdes (vor allem im Fellwechsel) tatkräftig zu unterstützen. Eine intakte Haut ist Grundvoraussetzung für ein ganzjährig funktionierendes Fell.

Du fragst dich vielleicht, wofür das alles wichtig ist? Ein Pferd, dem Vitamine fehlen oder das einen Nährstoffmangel aufweist, kommt meist erst später in den Fellwechsel. Der Körper versucht festzuhalten, was er festhalten kann. Das Fell wirkt stumpf und viele dieser Pferde leiden unter massivem Juckreiz. Abhilfe schaffen sie sich durch Wetzen und Kratzen, vornehmlich an Holz oder Bäumen. Dies kann zu Entzündungen und Verletzungen führen. Deshalb ist es immens wichtig durch Futter zu unterstützen und ein gründliches Bürsten und Putzen des Fells zu forcieren. Ein Spiralstriegel kann bei vorsichtiger Anwendung besonders nützlich sein.

Während der Fellwechselphase deines Pferdes entfällt i. d. R. Jahreszeitenbedingt das proteinreiche Gras. Gras enthält wichtige Omega 3 Fettsäuren, die für das Hufwachstum, die Regeneration der Haut, für die Mikro-Hautstruktur und ausreichend Energie verantwortlich sind. Ein Mangel dessen kann den Fellwechsel negativ beeinflussen. Deshalb ist es wichtig, Omega 3 durch hochwertige Öle im Futter auszugleichen. 

Welches Öl für eine optimale Unterstützung im Fellwechsel?

Welches Öl du deinem Pferd füttern möchtest, liegt ganz in deinem Ermessen. Hanf-, Raps, Distel-, Kokos- oder Palmöl gehören aber eher in den Bereich der menschlichen Ernährung. Dein Pferd profitiert in jedem Fall von nachfolgenden Ölen: 

Öl
Warum?

Leinöl

Leinöl wird aus Leinsamen gewonnen und ist für Pferde ideal geeignet. Es enthält hochwertige Omega 3 Fettsäuren, die antientzündlich wirken und die Zellen schützen. Die Haltbarkeit des Leinöls ist nur sehr begrenzt. Nach Anbruch der Flasche solltest du es innerhalb von 6 Wochen verbrauchen.

Schwarzkümmelöl

Schwarzkümmelöl wird in Asien bereits lange Zeit als Heilmittel eingesetzt. Die wertvollen Inhaltsstoffe sind besonders hilfreich bei Ekzemen und Allergien. Da Schwarzkümmelöl Nebenwirkungen haben kann, sollte die Mengenangabe genau eingehalten werden.

Reiskeimöl

Reiskeimöl wird überwiegend wegen seines Anteils an Gamma-Oryzonal (Phytosterol) an Pferde gefüttert. Es ist maßgeblich am Stoffwechsel und vor allem am Muskelaufbau beteiligt.

Traubenkernöl

Traubenkernöl wirkt antientzündlich und ist sehr zu empfehlen wenn dein Pferd Fellwechselprobleme hat. Es enthält eine Menge an OPC (oligomere Proanthocyanidine) und ist ein effektiver Radikalfänger. Die beste Voraussetzung um dein Pferd gesund zu halten.

Fischöl

Fischöl enthält besonders konzentriert Omega 3 Fettsäuren. Durch die natürliche Anbindung fällt dem Pferdekörper die Verstoffwechselung überaus leicht. Es unterstützt insbesondere Pferde mit Ekzemen und juckenden Hautproblemen. Leider wird es von vielen Pferde durch den Eigengeschmack nicht besonders gut angenommen.

Welchen Einfluss hat die Grundfuttersituation auf den Haarwechsel?

Abgesehen vom Ergänzungsfutter ist das Grundfutter elementar für einen problemlosen Fellwechsel im Frühjahr. 

Es ist wichtig, auf hochwertiges Heu, Hafer, Stroh und ungedüngtes Gras zu achten. Belastetes Grundfutter kann deinem Pferd großen gesundheitlichen Schaden zufügen. 

Für die Haare und ihre Struktur ist es besonders wichtig, auf eine ausreichende Zugabe von Zink im Grundfutter zu achten. Es beeinflusst außerdem das Immunsystem und den Stoffwechsel, das für viele weitere Prozesse im Körper deines Pferdes wichtig ist. Ein guter Grundfutterzusatz hierfür ist wieder einmal Leinsamen. Er enthält ausreichend Zink, um die Gesundheit deines Pferdes zu erhalten.

Auch Antibiotikagaben, Wurmkuren oder Impfungen beeinflussen den Organismus und Stoffwechsel nachhaltig. Deshalb ist es nicht zu empfehlen, dies während des Fellwechselprozesses durchzuführen. Ist die Situation nicht zu vermeiden, kannst du durch die Zufütterung geeigneter Kräuter eine Entlastung herbeiführen. Kräuter versorgen dein Pferd mit hochwertigen sekundären Pflanzenstoffen, Enzymen und Antioxidantien. Der Stoffwechsel wird angeregt und das Immunsystem gestärkt. 

In den genannten Kräutern befinden sich wichtige Nährstoffe wie Kupfer, Omega 3, Selen, Vitamine und Aminosäuren. Durch die Zugabe kannst du deinem Pferd eine fundierte Hilfestellung beim Fellwechsel leisten. Beachte aber bitte die richtigen Mengenangaben und lass dich bezüglich dessen ggf. noch einmal von einem Tierheilpraktiker oder einem Tierarzt beraten.

Was tun, wenn der Fellwechsel mehr Probleme bereitet, als dein Pferd bewältigen kann?

Die Entwicklung des Sommerfells bedarf großer Anstrengung. Besonders für den Stoffwechsel, den Kreislauf und für das Immunsystem ist es eine Herausforderung. Gesunde Pferde haben dennoch selten Probleme damit. Bei einem kranken oder unter Mängel leidenden Pferd kommen oft vermehrte Müdigkeit, Antriebslosigkeit und eine schlechte Fellstruktur hinzu. Besonders alte Pferde haben Probleme mit dem Fellwechsel. 

Um die genauen Bedürfnisse deines Pferdes zu kennen, kann es sinnvoll sein, einmal im Jahr die Blutwerte untersuchen zu lassen. Bei einem großen Blutbild ist es nützlich, gleichzeitig den Mineralstoffhaushalt und die Spurenelemente abzuklären. Mit den Ergebnissen der Blutuntersuchung kannst du gemeinsam mit dem Tierarzt eine zielgerichtete Zufütterung ausarbeiten. 

Der Fellwechsel im Frühjahr kann weitere Erschwernisse mit sich ziehen. Mit den oben aufgeführten Kräutern, Ölen und Mineralfutter kannst du aber bereits viel bewirken. Wenn ungeachtet dessen trotzdem Schwierigkeiten wie eine Gewichtsabnahme, Husten, Müdigkeit oder sehr schuppige Haut auftreten, kommst du i. d. R. nicht drum herum, einen Tierarzt zu Rate zu ziehen. 

Wie äußert sich der Fellwechsel bei kranken Pferden?

Wenn dein Pferd eine chronische Erkrankung hat, kann es sein, dass es dauerhaft Schwierigkeiten und ein stumpfes Haar hat. Besonders bei Leber- oder Nierenerkrankungen können dies Symptome sein.

In zahlreichen Fällen ist das Haar nicht das einzige, welches in Mitleidenschaft gezogen wird. Deshalb ist es je nach Erkrankung empfehlenswert, sich ganzjährig um eine unterstützende Fütterung und Pflege zu bemühen. 

Probleme wie kahle Stellen durch Pilze, angelaufene Beine durch ein geschwächtes Lymphsystem (besonders im Fellwechsel) oder schuppige, verkrustete Haut sollten nur in Zusammenarbeit mit einem Tierarzt oder einem Tierheilpraktiker therapiert werden.

Die 5 größten Mythen des Fellwechsels

Zum Schluss möchten wir noch die fünf größten Mythen des Fellwechsel aufklären:

1. Der Fellwechsel beginnt, wenn die Haare ausfallen: Das stimmt so nicht, denn wenn das Fell deines Pferdes ausfällt, ist der Wechsel vom Winterfell zum Sommerfell bereits vollständig abgeschlossen.

2. Du solltest dein Pferd während des Haarausfalles mit speziellem Futter unterstützen: Auch das ist verkehrt, da der wesentliche Fellwechselprozess bereits Wochen zuvor stattgefunden hat. In der Zeit des eigentlichen Prozesses ist eine Zufütterung absolut empfehlenswert.

3. Ausschließlich alte Pferde benötigen Hilfe im Fellwechsel: Nein, denn auch kranke Pferde haben einen erhöhten Bedarf an Unterstützung. Bei gesunden Pferden ist darauf zu achten, dass die Grundfuttersituation ideal ist. Dennoch ist auch hier eine Zufütterung sinnvoll.

4. Im Fellwechsel gibt man einfach mehr Futter: Das stimmt nur bedingt. Es kommt darauf an, was gefüttert wird. Es gibt zum Beispiel Müsli, das bereits Spurenelemente und Vitalstoffe beinhaltet. Bei einem ansonsten gesunden Pferd kann das ausreichend sein.

5. Gewichtsverlust beim Fellwechsel ist normal: Auch dies ist nicht ganz richtig. Es kann vorkommen, dass dein Pferd schlanker wirkt und wenige Kilos abnimmt. Eine starke Gewichtsabnahme, die nicht bewusst herbeigeführt wurde, sollte unbedingt genauer beobachtet werden.

 

Zusammengefasst

Es ist wichtig, dein Pferd in der Phase des Fellwechsels von Winterfell auf Sommerfell mit Nährstoffen zu unterstützen. Gewährleiste eine bestmögliche Hilfestellung durch die Mittel deiner Wahl. Die unterstützenden Maßnahmen sollten individuell auf die Bedürfnisse deines Pferdes angepasst sein. Hierzu kannst du deinen Tierarzt zu Rate ziehen und durch eine Blutuntersuchung genau feststellen, welche Mängel dein Pferd ggf. aufweist. Es erleichtert dir die Umsetzung einer bewussten Vitalstoffzugabe, die Fell und Haare ganzjährig unterstützt. Grundsätzlich ist eine Zugabe von Futteröl und Mineralfutter ganzjährig sinnvoll. Dadurch hilfst du deinem Pferd nicht nur im Fellwechsel, sondern unterstützt es auch in vielerlei anderen Prozessen des Organismus. 

Wir wünschen dir und deinem Pferd einen guten Start in die nächste Jahreszeit.

Das könnte dich auch interessieren