Der richtige Sattel für dich und dein Pferd: Wir vergleichen deine Optionen

Englisch- oder Westernsattel?

Kurz zusammengefasst: Mit einem englischen Sattel ist man flexibler, ein Westernsattel ist komfortabler.

Englisch-Sattel

Vorteile:

  • Reiter hat sehr flexible Sitzmöglichkeiten, was das Mitgehen in der Bewegung des Pferdes (insbesondere beim Springen) erleichtert
  • Sattel ist durch Auf- oder Umpolstern dem Pferderücken bis zu einem bestimmten Grad anpassbar
  • Durch Auswechseln der Kopfeisen sind die Sättel in ihrer Breite verstellbar (z.B. bei Wintec oder Thorowgood kann das vom Reiter ganz leicht selbst gemacht werden)

Nachteile: 

  • Viele Sättel werden bei längeren Ritten unbequem für den Reiter

Besonders geeignet für: 

  • Spring- und Vielseitigkeits-, sowie das Jagdreiten (hohe Bewegungsflexibilität für den Reiter)

Sonstiges: 

  • Große Bandbreite an Formen und Arten – hier sollte auf die individuellen Bedürfnisse eingegangen werden!
 

Westernsattel

Vorteile: 

  • Komfortabel bei langen Ausritten
  • Mehr Bewegungsfreiheit als im Englisch-Sattel
  • In widrigen Situationen kann man sich am Horn festhalten

Nachteile: 

  • Durch das schwere Gewicht des Sattels ist es etwas anstrengender aufzusatteln
  • Durch die langen Steigbügel ht der Reiter ggf. einen schlechteren Halt im Sattel (insbesondere beim Galoppieren im Gelände)
  • Es besteht die Gefahr am Horn hängen zu bleiben
  • Sattel für den Pferdrücken kann nicht aufgepolstert werden

Besonders geeignet für: 

  • Wird aufgrund seines Horns, welches eine gute Möglichkeit zum festhalten bietet, und seiner bequemen Sitzmöglichkeit, gern von Reitern genutzt, die viel ausreiten

Sonstiges: 

  • An der Unterseite konkav, nicht konvex wie Englischsattel, daher keine Sattelpolster zwischen Sattel und Pferderücken
  • Ein Westernsattel sollte dem Pferd unbedingt vom Profi angepasst werden, da sonst leicht Satteldruck entstehen kann!
 
Hinweis:

Für das Pferd ist es zunächst mal egal, ob es einen Englisch- oder Westernsattel trägt, solange der Sattel dem Pferderücken angepasst ist und keine Druckstellen verursacht. Dennoch sollte ggf. überdacht werden, ob ein Westernsattel für das jeweilige Pferd mit Reiter nicht zu schwer wird.

Spring-, Dressur- oder Vielseitigkeitssattel?

Kurz zusammengefasst: Ein Springsattel macht nur dann Sinn, wenn man vorwiegend springt oder ins Gelände geht. Ein Dressursattel nur dann, wenn man nur niedrige Hindernisse nimmt und kaum oder wenn dann nur in langsamen Tempo ausreitet. Ein Vielseitigkeitssattel eignet sich für jeden, der flexibel bleiben und sein Pferd in einer Disziplin maximal bis zur Klasse A auf Turnieren vorstellen möchte.

Springsattel

Vorteile:

 

  • Der Springsattel hat seine Kniepauschen so ausgeprägt, dass der Reiter über dem Sprung einen guten Halt hat und durch die Form des Sattels nicht beeinträchtigt wird
  • Die Sitzfläche ist flach, so dass der Reiter gut in den leichten Sitz übergehen kann
Nachteile: 

 

  • Durch die flache Sitzfläche und und die kurzen Bügel neigt man als Reiter schneller zum Stuhlsitz
Besonders geeignet für: 

 

  • Für jeden, der regelmäßig Springen möchte (ggf. auch im Gelände) und zudem nicht sportmäßig Dressurreiten will bzw. hierfür einen zweiten Sattel hat
Sonstiges: 

 

  • Den Springsattel verwendet man am besten mit schweren Steigbügeln, damit der Reiter schnell wieder hinein findet, wenn er sie im Parcours mal verlieren sollte
 

Dressursattel

Vorteile: 

 

  • Macht in erster Linie einen gestreckten Sitz und verschönert so das Gesamtbild
  • Der Dressursattel liegt sehr dicht am Pferd an, wodurch die Hilfen besonders gut beim Pferd durchkommen
Nachteile: 

 

  • Durch den tiefen Sitz und die meist recht lang geschnallten Steigbügel ist die Bewegungsfreiheit / -flexibilität im Sattel eher eingeschränkt
Besonders geeignet für: 

 

  • Jeden, der viel Dressur reiten möchte, selten in höherem Tempo ins Gelände geht oder über Hindernisse mit mehr als 1m springt
Sonstiges: 

 

  • Es gibt Dressursättel mit wahlweise kleinen oder großen Pauschen
  • Für einen Dressursattel wird im Gegensatz zum Spring- oder Vielseitigkeitsssattel ein Kurzgurt verwendet
 

Vielseitigkeitssattel

Vorteile: 

 

  • Vielseitig einsetzbar (auch Dressur oder Springen bis ca. Leistungsklasse L)
  • „Verzeiht“ bei Bedarf auch kleinere Fehler in der Sitzposition
Nachteile: 

 

  • Für die höheren Klassen in Dressur oder Springen zu unspezifisch
Besonders geeignet für: 

 

  • Häufig Einsteigermodell für den Reitanfänger (zweckmäßig für die Grundausbildung)
  • Gute Alternative für diejenigen, die sich keiner Disziplin komplett verschreiben möchten (geeignet für die Grundanforderungen in Dressur, Springen und Gelände).
Sonstiges: 

 

  • Für den Anfang (von Reiter und/oder Pferd) ist ein Vielseitigkeitssattel i.d.R. das geeignetste Modell
  • Wer sich fragt „Springsattel oder Vielseitigkeitssattel“ sollte sich i.d.R. für einen Vielseitigkeitssattel entscheiden, da die Konzentration rein aufs Springen noch nicht groß genug ist
 
Hinweis:

Solange ein Pferd in der jeweiligen Disziplin genügend Bewegungsfreiheit mit dem entsprechenden Sattel hat, kann prinzipiell aus Tierschutz-Gesichtspunkten jede Sattelform verwendet werden. Damit der Reiter aber bestmöglich sitzen, die Balance halten und die richtigen Hilfen geben kann, ist die Auswahl des richtigen Sattels dennoch sehr wichtig. Denn das hat eine große Auswirkung darauf, ob das Pferd beim Reiten Schmerzen (z.B. durch unnötiges Ziehen am Zügel oder „in-den-Sattel-plumpsen“) hat.

Leder- oder Kunststoffsattel?

Kurz zusammengefasst: Mittlerweile gibt es sehr hochwertige Kunststoffsättel, die zum Teil große Vorteile mit sich bringen können und i.d.R. leichter sind. Ein Ledersattel ist jedoch meist robuster und wird von vielen Reitern bevorzugt.

Ledersattel

Vorteile:

 

  • Meist sehr stabil und robust
  • Kann leicht gesäubert werden
Nachteile: 

 

  • Je nach Größe und Verarbeitung kann ein Ledersattel recht schwer sein
Besonders geeignet für: 

 

  • Jeden, der viel Wert auf eine hohe Materialqualität legt
  • …und den Sitz eines Ledersattels bevorzugt
Sonstiges: 

 

  • Schon seit Jahrhunderten werden Sättel aus Leder hergestellt. Das Material hat sich sehr gut bewährt.
 

Kunststoffsattel

Vorteile: 

 

  • Ein Kunststoffsattel hat meist ein sehr leichtes Gewicht
  • Ist preislich oft günstiger als ein Ledersattel
Nachteile: 

 

  • I.d.R. nicht so einfach zu säubern wie ein Ledersattel
Besonders geeignet für: 

 

  • Pferde, die nicht viel Gewicht tragen sollten
  • Kinder, die noch schlecht mit dem (schwereren) Ledersattel hantieren können
Sonstiges: 

 

  • Ein Kunststoffsattel kann sogar bis zur schweren Klasse auf Turnieren eingesetzt werden
  • Bei der Pflege eines Kunststoffsattels sollte man nur auf eigens dafür hergestellte Pflegeprodukte zurück greifen
 
Hinweis:

Aufgrund des leichteren Gewichts ist der Kunststoffsattel für Pferde, die nicht viel tragen dürfen oder sollten, angenehmer und rückenfreundlicher. Hauptsächlich kommt es aber eher auf die Passform des Sattels als auf das Material an.

Sattel mit oder ohne Baum?

Baumlose Sättel können eine große Bereicherung für Pferd und Reiter sein, wenn der Reiter sein Gewicht und seine Hilfengebung beherrscht und genau einzusetzen weiß.

Sattel mit Sattelbaum

Vorteile:

 

  • Bietet mehr Stabilität für den Pferderücken und verteilt das Gewicht/den Druck gleichmäßig, was Reiterfehler eher verzeiht als ein baumloser Sattel
Nachteile: 

 

  • Gewichtshilfen kommen nicht ganz so direkt beim Pferd an, wie bei einem baumlosen Sattel
  • Schränkt die Bewegung des Pferdes im Rücken ggf. ein
  • Muss 100% passen, damit es Muskeln etc. nicht einengt
Besonders geeignet für: 

 

  • Reitanfänger
Sonstiges: 

 

  • Schon seit Jahrhunderten wird ein Sattelbaum im Sattel eingesetzt. Einen Sattel ohne Baum zu verwenden ist eher innovativ.
 

Sattel ohne Baum

Vorteile: 

 

  • Mit einem Sattel ohne Baum hat der Reiter eine engere und direktere Verbindung zum Pferd als mit einem „normalen“ Sattel
  • Mit einem feinfühligen und gut ausgebildeten Reiter kann ein baumloser Sattel schonend für den Pferderücken wirken
  • Mehr Schulterfreiheit
  • Passt sich dem Pferderücken an
Nachteile: 

 

  • Reiterfehler haben größere Auswirkungen auf das Pferd
  • Durch Steigbügelaufhängung kann punktuell Druck erzeugt werden, der den Rücken des Pferdes schädigen kann (bei hochwertigen Sätteln ohne Baum wurden gegenläufig Studien gemacht, die zeigten, dass das bei diesen Sattelmarken – Deuber (Startrekk) & Barefoot – nicht so ist)
Besonders geeignet für: 

 

  • Fortgeschrittene Reiter, die viel ins Gelände gehen oder viel (lösende) Dressurarbeit mit ihrem Pferd machen
Sonstiges: 

 

  • Kann für Pferde mit Rückenproblemen vorbeugend und/oder therapierend wirken.
  • Die bekanntesten Marken für die Herstellung von baumlosen Sätteln sind z.B. barefoot oder freemax.
  • Baumlose Sättel gibt es bereits in fast jeder Sattelform (Dressur, Springen, Vielseitigkeit, Westernreiten etc.).
 
Hinweis:

Es gibt zahlreiche Verfechter des baumlosen Sattels, welche v.a. seine rückenschonenden Eigenschaften für das Pferd hervorheben. Hierfür ist jedoch ein geübter Reiter eine Voraussetzung. Ein Anfänger sollte dem Pferd zuliebe auf einem Sattel mit Sattelbaum r

Auswahl des Sattels

Der Entscheidung beim Kauf eines Sattels sollte immer zusammen mit einem Fachmann erfolgen. 

Die meisten Hersteller von Sätteln bieten zur Beratung und Anprobe am Pferd auch einen Sattlermeister oder Sattelfachmann an.

Ein schlecht sitzender Sattel ist wie zu große oder zu kleine Schuhe. Er ist nicht nur für Pferd und Reiter unbequem, sondern verursacht auch im Bereich der Sattelkammer am Widerrist und Pferderücken Druckstellen, verbunden mit Schmerzen für das Pferd.

Ein gut sitzender Sattel hingegen stellt die direkte Verbindung zwischen Pferd und Reiter her und leitet die Hilfen neben Zügel, Schenkel und Stimme optimal an das Pferd weiter.

Der Auswahlprozess

Nach Festlegung des Einsatzgebietes (u.a. Dressur, Springen, Vielseitigkeit oder Western) erfolgt die konkrete Auswahl des des Sattels. Neben dem Einsatzgebiet spielen der persönliche Geschmack des Reiters, die Optik und die passende Sitzform eine Rolle. Auch das Material und die Beschaffenheit des Leders sind relevant. Als Faustregel gilt bei einem Ledersattel: „je weicher das Leder, desto griffiger ist der Sattel“.

Die meisten Hersteller von Sätteln bieten ein Probesitzen auf Mustersätteln an, bei dem die ausreichende Sitzgröße und -härte, die optimale Position des Reiterbeines und die Bequemlichkeit des Reiters geprüft werden kann. Die Sitzgrößen werden in Zoll gemessen und sollten auf den Reiter individuell abgestimmt sein. Manche Hersteller/Sattlereien bieten auch sogenannte „Testsättel“ an, die vom Reiter über einen bestimmen Zeitraum ausprobiert werden können.

Hat man sich für einen Sattel entschieden, sollte durch den Fachmann die Größe des Sattels am Pferd bestimmt werden. Hierzu wird die Größe des Widerrists gemessen und es werden verschiedene Sattelbäume am Pferd ausprobiert um die Kammerweite zu ermitteln. Auch wird die richtige Lage der Sattelkissen ermittelt. Viele Hersteller, Händler und Sattlereibetriebe bedienen sich heute sogenannter Topographen, auf die die Messwerte des Pferderückens übertragen werden können um anschließend als maßstabgetreue Vorlage für die Auswahl bzw. Produktion des Sattels zu dienen.

 

Der fertige Sattel sollte anschließend ohne Satteldecke am Pferd auf Passform überprüft bzw. anschließend auch vom Reiter ausprobiert werden, bevor eine dauerhafte Verwendung erfolgt.

 

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