Taktfehler bei Pferden kommen verhältnismäßig häufig vor. Nicht immer werden diese als solche wahrgenommen. Taktfehler sollten allerdings keinesfalls ignoriert werden, denn zum Wohle für Pferd und Reiter lohnt es sich, genauer hinzusehen. Der Takt ist die wichtigste Grundlage der Pferdeausbildung. In der Ausbildungsskala steht dieser Punkt nicht umsonst an erster Stelle.
Insbesondere die Bewegungen im Schritt sollten Beachtung finden, da der Pass hier zu den häufigsten Taktfehlern zählt. Ein Schritt gehendes Pferd, dass ausgeglichen unter dem Sattel läuft, tritt fleißig und gleichmäßig im Viertakt. In diesem Artikel erfährst du, welche Taktfehler es gibt, wie du sie vermeiden kannst und mit welchen Übungen du bereits implizierte Taktfehler verbesserst.
Was bedeutet “Takt” beim Pferd und wie erkennt man, ob dieser richtig oder falsch ist?
In den Richtlinien für Reiten und Fahren Band 1 wird der Takt folgendermaßen definiert:
Jedes Pferd hat einen natürlichen Takt. Unter dem Reiter muss es lernen, diesen beizubehalten. Wenn ein Pferd allerdings durch Stress, falsche reiterliche Einwirkung oder Unausgeglichenheit aus dem Takt gerät, befindet man sich schnell in der Spirale abwärts hin zum Taktfehler.
Um dies zu vermeiden, ist es wichtig, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Am besten nimmst du erst einmal das eigene reiterliche Können genau unter die Lupe.
Welche Taktfolge bei den unterschiedlichen Gangarten gibt es?
Die aufgeführte Abfolge der Grundgangarten geht immer vom abfußen des linken Beins aus.
Schritt Takt |
Trab Takt |
Galopp Takt |
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Takt |
Viertakt: 1-2-3-4 |
Zweitakt: 1-2 (diagonal zueinander) |
Dreitakt: 1-2-3 |
Fußfolge |
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Was bedeutet Losgelassenheit und welche Rolle spielt sie für den Takt?
Auch die Losgelassenheit ist ein wichtiger Punkt auf der Skala der Ausbildung. Sie bedeutet in erster Linie, dass sich das Pferd mit schwingendem Rücken nach vorne gedehnt, locker und im Takt bewegt. Dies ist eine maßgebliche Voraussetzung für gleichmäßiges, taktvolles Reiten. Bevor man also ein tatsächliches Urteil über einen Taktfehler fällen kann, sollte das Pferd erst einmal zur Losgelassenheit bewegt werden.
Was kannst du tun, damit dein Pferd losgelassen unter dem Sattel läuft?
Wie du bei diesen Übungen sehen kannst, spielt die Anlehnung in der Losgelassenheit ebenfalls eine große Rolle. Dies ist also ein weiterer wichtiger Punkt für losgelassene Bewegungen unter dem Sattel.
Was ist ein Taktfehler beim Pferd und wie erkennt man diesen?
Ein Taktfehler bei einem Pferd bedeutet, dass die Fußfolge des Pferdes nicht gleichmäßig und flüssig stattfindet. Taktfehler werden spezifisch unterteilt und finden sich in jeder Grundgangart.
Taktfehler im Schritt
Der häufigste Taktfehler hier ist der Pass im Schritt. Ist der Schritt des Pferdes taktrein raumgreifend und tritt über, dann ist in einem kurzen Moment immer ein Dreieck (gleichseitiges Vorder- und Hinterbein) zu erkennen. Ein Taktfehler wird deutlich, wenn dieses Dreieck nicht mehr sichtbar ist.
Taktfehler im Trab
Taktfehler im Trab fallen oft durch stolpern oder einem ungleichmäßigem Kurz-Lang-Verhältniss auf, d.h. wenn das Pferd mit einem Bein kürzer oder schneller abfußt.
Die Grundlage des taktreinen Trabs ist der schwingende Rücken des Pferdes, eine aktive Hinterhand und ein gleichmäßiger, ausbalancierter Zweitakt.
Taktfehler im Galopp
Der Vierschlaggalopp ist einer der häufigsten Taktfehler im Galopp. Dieser ist leicht zu erkennen, wenn auf die Abfolge 1-2-3 (3 = Schwebephase) noch eine 4 folgt.
Ein taktreiner Galopp in der Versammlung spielt sich im klaren Dreitakt ab. Er ist rund mit Schwung ausbalanciert, bergauf und endet immer in der Schwebephase.
So lernst du einen Taktfehler zu erkennen:
- Der wichtigste Punkt, um hinter einen Taktfehler zu kommen, ist das Beobachten. Hier gilt es das räumliche und zeitliche Gleichmaß zu erkennen. Um ein Gefühl und einen Blick für den Takt zu erhalten, ist es sinnvoll, sich die unterschiedlichen Gangarten auf verschiedenen Böden anzusehen. Dies kann entweder live oder via Videoaufnahme geschehen. Die Pferdebeine müssen sich sowohl in derselben Länge als auch in derselben Geschwindigkeit bewegen.
- Der zweite äußerst wichtige Punkt ist das Hören. Wer seine Augen schließt und dem Takt eines Pferdes lauscht, kann schnell feststellen, wenn etwas taktungleich klingt. Sowohl die Vorderhufe als auch die Hinterhufe des Pferdes müssen leise und gleichmäßig auf dem Boden aufkommen.
- Das Fühlen aus der Sitzposition entlarvt weitere Taktfehler. Wichtig hierbei ist es, zuerst auf den eigenen optimalen Sitz zu achten. Anschließend ist Konzentration das A und O. Wenn du eine runde, kreisförmige Abfolge spürst, läuft dein Pferd im Takt. Fühlt es sich eckig, abgehakt oder unrund an, läuft dein Pferd taktungleich.
Hilfe! Mein Pferd hat einen Taktfehler – was kann ich tun?
Tatsächlich ist der weitverbreitetste Grund einer Taktstörung der Reiter selbst. Dieser wird durch den falschen Sitz und/oder durch fehlerhafte Hilfengebung verursacht. Die Lösung hierfür liegt bei der Korrektur des Reiters. In vielen Fällen löst sich nach der reiterlichen Korrektur der Taktfehler des Pferdes in Luft auf.
Hat sich ein Taktfehler erst einmal etabliert und ist zur Gewohnheit geworden, lässt er sich durch losgelassenes Gymnastizieren zumindest verbessern. In manchen Fällen ist er dadurch sogar zu beheben.
Übungen Takt: Pferd und Reiter profitieren von diesen Trainingseinheiten
- Stangenarbeit: Effektive Stangenarbeit mit kleinen Sprüngen kann in der Arbeit mit dem Takt, Pferd und Reiter enorm weiterhelfen. Durch die Aufmerksamkeit, die auf den Stangen liegt und das richtige “taktieren” wird dem Pferd abverlangt über die Taktstörung hinaus zu gehen und einen neuen Takt zu finden.
- Geschwindigkeitsübungen: Das gezielte verändern von Tempo und Schrittlänge (z.B. vom Arbeitstrab in den Mitteltrab) und das Training sauberer Übergänge sind weitere hilfreiche Übungen.
- Musikübungen: Der Takt kommt vornehmlich aus der Musik. Diese kann im Falle eines Taktfehlers beim Reiten wahre Wunder bewirken. Es ist allerdings nicht das Pferd, dass den Takt erkennen kann. Vielmehr hilft es dem Reiter im Takt zu bleiben. Auch Sitz und Haltung können von der Musikübung profitieren.
Kann ein Pferd mit Taktfehler im Turniersport geritten werden?
Diese oft gestellte Frage ist klar mit “Ja” zu beantworten. Allerdings werden Taktfehler vor allem in der Dressur in die Bewertung mit einbezogen. Dies führt häufig zu einer schlechteren Wertnote.
Zusammenfassung
Der Takt zählt zu den wichtigsten Grundlagen der Ausbildungsskala. Ist ein Pferd aus dem Takt geraten und läuft taktunrein, können unterschiedliche Probleme Anlass dafür sein. Auf den ersten Blick ist es wichtig, den Taktfehler zu erkennen. Dies geschieht durch unterschiedliche Strategien wie dem Beobachten (live oder per Video), dem Zuhören und dem Fühlen.
Wenn sich ein Taktfehler eingeschlichen hat, ist dieser oft bereits durch die Korrektur des Reiters zu beheben. Denn der Reiter ist durch Sitzfehler, falsche Hilfengebung, eine unruhige Reiterhand und schlechtem Gleichgewicht der häufigste Grund. Hat sich der Taktfehler erst einmal verfestigt, trägt ausgeglichenes und gezieltes Gymnastizieren zur Verbesserung bei.
Ich reite, seitdem ich 6 Jahre alt bin. Mit meiner Trainer B Lizenz „Reiten“ und meiner Ergänzungsqualifikation „Sitz- und Gleichgewichtsschulung“ konnte ich schon vielen Reiter-Pferd-Paaren zu mehr Harmonie und „richtigem Reiten“ verhelfen. Meine Passion liegt in der Vielseitigkeit/Cross Country. Ich habe zwei eigene Pferde: „Bell“ (*2016) und „Grazi“ (*1994), zwei Kinder: „Fabius“ (*2017) und „Joshua“ (*2021), bin glücklich verheiratet und lebe in Straßlach, bei München.
Mein Autoren-Profil: Johanna Hartung