Fachtagung der Anja Beran Stiftung November 2018

Heute habe ich die 9. Fachtagung der Anja Beran Stiftung im Circus Krone besucht. Anja Beran referierte in Zusammenarbeit mit der Gastgeberin Jana Lacey-Krone sehr anschaulich und nachvollziehbar zum Thema „Das vitale Pferd: Training – Fütterung – Ausrüstung“. Dabei erklärte Anja Beran zunächst die Grundlagen mittels einer Power Point Präsentation, im Anschluss machte sie ihre Ausführungen direkt am Pferd deutlich.

Verschiedene Reiter, u.a. Vera Munderloh, erste Bereiterin bei Anja Beran, die mich als äußerst einfühlsame und gute Reiterin beeindruckt hat, stellten verschiedene Pferde vom Haflinger, über den Achal Tekkiner bis hin zum Bayerischen Warmblut vor. Mit dabei waren nicht nur einfache und erfahrene, sondern auch junge und nervlich schwierige Pferde. So konnte man genau verstehen, was Anja Beran mit ihren Erklärungen meint und es verinnerlichen.

Elisabeth Albescu informierte zudem als Tierärztin und Chiropraktikerin, wie die Auswirkungen auf den Pferdekörper sind und was aus dieser Sicht zu beachten ist. Einen angenehmen Rahmen unterstützten die wunderschönen Kunstwerke des Pferdemalers Jean-Louis Sauvat – Reitkunst für die Sinne unter künstlerischer Leitung von Martina VAN DEN ESCH.

Nicht vorwärts-abwärts reiten, sondern strecken lassen!

Diese Erkenntnis ist für mich eine der wichtigsten, die ich aus der heutigen Fachtagung mitnehme. Bisher ging ich davon aus, dass es sinnvoll und gesundheitsförderlich (v.a. für junge Pferde) ist, diese vorwärts-abwärts (abgekürzt VA) zu reiten. Anja Beran nennt hier jedoch einige Probleme, die entstehen können:

Deshalb „reitet“ sie die Pferde i.d.R. nicht VA, sondern lässt häufig die Zügel aus der Hand kauen und die Pferde VA strecken (der Hals soll lang werden, die Nase vor). Denn Pausen sind extrem wichtig und außerdem hat das VA strecken lassen mehrere Vorteile:

Tritt sich ein Pferd mit den Hinterbeinen in die Ballen der Vorderbeine, so kann dies ein Zeichen sein, dass das Pferd zu sehr auf der Vorhand läuft, denn dann kommt es vorne nicht schnell genug weg.

Das Aufwärmen eines Pferdes

Zunächst: Das individuell passende Aufwärmen eines Pferdes vor der Leistungsphase ist äußerst wichtig. Dies kann auf unterschiedliche Arten passieren. Eine ist das Longieren, welches beim Aufwärmen ohne Ausbinder sein sollte. So kann man, falls man das Pferd noch nicht so gut kennt, auch sehen, wie das Pferd läuft und wo eventuell Probleme sind.

Bei Anja Beran fängt das Aufwärmen immer mit Schritt an. Kurz am lockeren Zügel, dann auch Schenkelweichen, Travers, etc. Übergänge sind beim Aufwärmen auch super wichtig (erst Schritt-Halten, dann Trab-Schritt, Trab-Galopp, …). Schritt-Galopp Übergängen sind übrigens auch eine super Übung um Muskeln aufzubauen. Piaffe, Passage, sowie Klettern im Gelände sind ebenfalls sehr gute Übungen für den Muskelaufbau.

Lektionen reiten macht Sinn

Bei Anja Beran werden grundsätzlich sehr viele Lektionen mit den Pferden geritten. Die Pferde beruhigen sich (woanders) schnell, wenn man die selben Übungen macht wie immer und außerdem sind z.B. Seitengänge sehr gymnastizierend. Hierbei gab Anja Beran den Hinweis, dass sich der Reiter dabei mit dem Pferd drehen sollte, damit nach und nach weitere Hilfen überflüssig werden. Viele Lektionen unterstützen, dass sich das Pferd auf den Reiter und nicht die Umwelt konzentriert, was v.a. nervösen Pferden helfen kann.

Oft werden bei Anja Beran die Übungen zu zweit (einer vom Boden aus) gemacht. Ein lobendes, langgezogenes „Oh“ sowie ein kleines Leckerli belohnt die Pferde nach einer durchgeführten Lektion und sie bleiben sofort ruhig stehen. Hierbei achtet Anja Beran immer auf die korrekte Haltung und „erinnert“ die Pferde ggf. an einen ordentlichen Stand. Apropos Stand: Das Stillstehen müssen die Pferde vor dem Erlernen der Piaffe sicher beherrschen. Piaffiert man ein junges Pferd dann jedoch an, sollte dies immer eher nach vorne geschehen.

7jährige Bayernstute
Anja Beran

Lektionen können des Weiteren verknüpft werden, um zu komplizierteren Übungen zu gelangen. Beispielsweise kann man auf einer Volte Travers und Übergänge reiten, um nach und nach zur Piruette zu gelangen. Schenkelhilfen sollten dabei (und auch grundsätzlich) fein eingesetzt werden, so dass die Pferde nicht abstumpfen.

Möchte man seinem Pferd fliegende Galoppwechsel beibringen, so gab Anja den sehr guten Tipp, im Außengalopp auf dem Zirkel zu reiten und dann nach innen umspringen zu lassen (anstatt auf der Diagonale). So hat man lang genug Zeit, ggf. mehrere Versuche und das Pferd lernt auf die Hilfen des Reiters zu warten und nicht „wild“ am Ende der Diagonale umzuspringen.

 Nach dem Reiten sollten sich die Pferde nochmal frei bewegen und wälzen können, um den Körper wieder zu beruhigen und „runter zu kommen“.

Wichtige Infos zur Pferdefütterung

Die Fütterung hat einen starken Einfluss auf Muskelaufbau und sollte immer an die Leistung und die Gegebenheiten des Pferdes angepasst sein. Zu Bedenken hierbei: Schwere Arbeit ist für ein Pferd hauptsächlich Versammlung, nicht wenn man „ins Gelände heizt“.

Das Heu als das wichtigste Grundfutter sollte immer auf Pflanzen überprüft werden, die dem Pferd schaden (Giftpflanzen o.ä.). Außerdem sollte immer vom Boden aus gefüttert werden. Fresspausen, die länger als 4 Stunden dauern, sollten vermieden werden.

Hafer ist ein ausgezeichnetes Zusatzfutter, wobei die Menge natürlich individuell an das Pferd angepasst werden muss. Öl kann grundsätzlich zugefüttert werden, jedoch nur ca.50 ml und nicht mehr. Zudem sollte Leinöl verwendet werden, da dies mehr Omega 6 als 3 enthält. Es sollte keine Überversorgung stattfinden, insbesondere von Selen, da das gefährlich werden kann.

Gemälde

Fazit

Es war eine super Fachtagung und ich konnte mit tollen Tipps und viel Motivation nach Hause kommen. Das nächste Mal auf jeden Fall wieder🤩👌🏻

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