Die kalte Jahreszeit ist bei Reitern i.d.R. nicht besonders beliebt: Matschige Wege, Rutschgefahr, halb abgefrorene Finger oder Zehen und häufig gelangweilte Pferde, die nicht wissen, wohin sie mit ihrer Energie sollen. Da hilft nur eins: Warm anziehen und ein abwechslungsreiches Winterprogramm für´s Pferd planen! Dabei gibt es jedoch ein paar Dinge zu beachten…
1. Grundvoraussetzung für einen angenehmen Ritt im Winter ist gute Kleidung
Eigentlich sollte es jeder wissen, trotzdem wird es so oft „vergessen“: Eine warme und den Witterungsbedingungen angepasste Kleidung sowie die richtigen Schuhe dazu sind eine Grundvoraussetzung für einen schönen Wintertag bei den Pferden. Und da sollte man nicht am falschen Ende sparen! Denn die Gesundheit ist das wichtigste und bist du erstmal krank, weil du nicht gut genug angezogen warst, helfen dir alle weiteren Tipps nicht mehr weiter 🙂 Zieh dir also bei Bedarf warme und lange Funktionsunterwäsche an, am besten eine Thermo- bzw. Winterreithose, eine dicke und ggf. regenfeste Jacke, sowie nötiges „Zubehör“ wie Mütze, Schal und v.a. warme und dennoch sehr gut anliegende Handschuhe, um noch feine Zügelhilfen und bei Bedarf einen festen Griff zu ermöglichen.
2. Schütze auch dein Pferd vor Verletzungen oder Kälte durch wintertaugliche Ausrüstung
Bereits vor dem Aufsitzen ist es sinnvoll seinem Pferd eine Decke über den Rücken zu legen bzw. zu versuchen, die Winterdecke auch beim Putzen möglichst lange auf dem Pferd liegen zu lassen. Manche Reiter nutzen für das Aufwärmen vor dem Reiten sogar Wärmedecken und -gamaschen (z.B. von Back on Track). Auch ein gut passender Beinschutz wie Bandagen, Gamaschen und/oder Hufglocken schützen dein Pferd bei Fehltritten oder Ausrutschen.
3. Egal, was du machst und wo du reitest: Denk ans sichere und ausführliche Aufwärmen
Egal ob du Dressur-, Spring- oder Freizeitreiter bist, im Winter müssen die Pferde aufgewärmt werden. Die Muskeln, Sehnen und Bänder sollten warm sein, wenn du mit deinem Pferd anfängst ausgiebiger zu arbeiten oder auf unsicheren Böden zu reiten. Daher ist das Warmreiten sogar vor einem Winterausritt auf rutschigen Wegen sinnvoll und Notfalls, falls keine Halle o.ä. vorhanden ist, solltest du dein Pferd die ersten 10 Minuten führen. Eine ausgiebige Schrittphase ist das A und O. Dabei sollte dein Pferd zumindest kurz (ca. 5 Minuten) am langen Zügel gehen dürfen, bevor dann auch gebogene Linien wie z.B. Volten oder Seitengänge wie z.B. Schenkelweichen geübt werden können (siehe dazu auch den Artikel „Das vitale Pferd – Anja Beran„).
4. Viel Abwechslung ist gefragt!
Damit dein Pferd nicht auf dumme Ideen kommt, solltest du es mit abwechslungsreichen Aufgaben beglücken. In der Reithalle können dies z.B. viele Übergänge, Zulegen und wieder Einfangen sein. Dabei solltest du das Zulegen auch mal, umgekehrt zum „normal Üblichen“, vor der kurzen Seite anfangen und das Tempo zur langen Seite wieder regulieren. So lernt dein Pferd vermehrt mit der Hinterhand durchzuspringen und Last aufzunehmen und die Versammlung wird gefördert. Aber auch im Gelände können (je nach Witterungs- und Bodenverhältnissen) Übergänge geritten werden. Hier sollte jedoch darauf geachtet werden, die Pferde damit nicht „heiß“ zu machen.
Außerdem gefällt Stangen- und Cavalettiarbeit den meisten Pferden sehr gut und es werden dadurch das Gleichgewicht, die Geraderichtung und die Durchlässigkeit gefördert. Auch das Rhythmusgefühl und ein gleichmäßiges Tempo können hiermit sehr gut geschult werden. Richtig durchgeführt lernt der Reiter auch, das Pferd vermehrt mit seinem Sitz zu steuern und so von den Zügelhilfen möglichst weit weg zu kommen. Denn: „Die treibenden Hilfen, also Schenkel und Gewicht, sollten immer vorherrschen vor den verhaltenden, also den Zügelhilfen.
5. Nach der Arbeit das Pferd abspannen lassen
Neben dem Warmreiten gehört auch das ausgedehnte Abreiten zur korrekt ausgeführten Winterarbeit. Denn einerseits ist es für den Kopf des Pferdes wichtig (insbesondere, wenn es noch ausgiebig gelobt wird – es soll ja mit einem positiven Gefühl zurück in den Stall kommen). Andererseits ist es insbesondere in der kalten Jahreszeit wichtig den Organismus, die Muskeln, Sehnen, Bänder etc. wieder auf „Normaltemperatur“ abkühlen zu lassen, bevor das Pferd „weg gestellt“ wird. Das Wichtigste jedoch ist, dass das Pferd nach dem Reiten nicht verschwitzt stehen gelassen wird. Wird ein Pferd nicht geschoren, hat es Winterfell, das deutlich langsamer trocknet als im Sommer. Somit würde das Pferd lange nass in der Kälte stehen, was unweigerlich dazu führt, dass es Krank wird.
Ich wünsche dir eine wundervolle kalte Jahreszeit mit deinem Vierbeiner und hoffe, dass ich dir mit diesen Tipps ein paar Anregungen geben konnte 🙂
Ich reite, seitdem ich 6 Jahre alt bin. Mit meiner Trainer B Lizenz „Reiten“ und meiner Ergänzungsqualifikation „Sitz- und Gleichgewichtsschulung“ konnte ich schon vielen Reiter-Pferd-Paaren zu mehr Harmonie und „richtigem Reiten“ verhelfen. Meine Passion liegt in der Vielseitigkeit/Cross Country. Ich habe zwei eigene Pferde: „Bell“ (*2016) und „Grazi“ (*1994), zwei Kinder: „Fabius“ (*2017) und „Joshua“ (*2021), bin glücklich verheiratet und lebe in Straßlach, bei München.
Mein Autoren-Profil: Johanna Hartung